Sachbücher

Wer bei alten Segel- und Dampfschiffen an wild-romantische Abenteuer und Seefahreridylle denkt, kann von Glück sagen, dass er im 19. und 20. Jahrhundert nicht auf den gefährlichen und mitunter auch tödlichen Fahrten seine Brötchen verdienen musste. Doch die damaligen Bewohner der deutschen Küsten und auf den Inseln konnten nicht wählen: Sie mussten ihren Lebensunterhalt auf See verdienen, weil es oft keine andere Erwerbsmöglichkeit an Land gab.
Der Hamburger Schifffahrtshistoriker, Kapitän und Autor Jürgen Rath hat amtliche Unterlagen sowie die Lebenserinnerungen von Matrosen und Kapitänen durchforstet und frühere Heizer und Trimmer befragt, die auf kohlenbefeuerten Dampfschiffen in der Nord- und Ostsee sowie auf allen Weltmeeren gefahren sind. In diesem Buch stellt er spannend dar, wie gefährlich die Arbeit wirklich war. Er schildert die Ursachen und Hintergründe der Unglücksfälle und zeichnet ein vielschichtiges Bild der Arbeitsedingungen auf Dampfern und Segelschiffen. Aus heutiger Sicht mutet es nahezu wie ein Wunder an, dass es beim Herumturnen auf den in stürmischer See stark schwankenden Rahen oder vor den brüllenden Feuern der Dampfkessel nicht viel mehr Opfer zu beklagen waren. Doch fernab jeder medizinischen Hilfe starben die Seeleute auch an Krankheiten, durch Gewalttaten an Bord oder wählten gar den Freitod, wenn sie die Schikanen an Bord nicht mehr aushalten konnten.

Mann über Bord! Der Tod auf See, 126 Seiten, Sutton-Verlag Erfurt, Oktober 2012, ISBN 978-3-95400-113-2                                                                  www.suttonverlag.de

 

Das Strandrecht ist eines der ältesten Rechtsanschauungen der Menschheit: Wer beim Strandgang auf von der See an Land gespülte Gegenstände stößt, der darf sich diese aneignen. Seit gut 2000 Jahren jedoch versucht die Obrigkeit mit teilweise lebensbedrohenden Strafen, diesen „Strandraub“ einzudämmen. Offensichtlich bis heute ohne Erfolg – wie die im Januar 2007 zu beobachtende Plünderung des vor der britischen Küste auf Grund gesetzten Unglücksfrachters MCS NAPOLI zeigt. Denn nach wie vor ist in unseren Köpfen Detlev von Liliencrons Ausspruch fest verankert: „Frei ist der Strandgang, frei ist die Nacht, frei ist der Fischfang, frei ist die Jagd.“

… doch stehlen können sie meisterlich! Über Strandräuber und Strandvögte, Koehlers Verlagsgesellschaft, 158 Seiten, Hamburg 2007,
ISBN 978-3-7822-0954-0
www.amazon.de

 

Um die Figur des Seemanns ranken sich seit Urzeiten romantische Mythen und Legenden. In seinem Alltag den Blicken der an Land gebliebenen entzogen, verkörperte er lange Zeit die Sehnsucht nach der Ferne, den Traum von Freiheit und vom Einssein mit den Naturgewalten.
Heute im Zeitalter der Medien, hat sich dieses Geheimnis nahezu verflüchtigt. Die Bilder vom modernen Seemannsleben sind überall präsent, auch hat der technische Fortschritt den Alltag der Seeleute stark verändert. Um so spannender die Frage, wie es eigentlich damals wirklich zuging, als noch rau und gefährlich gelebt wurde – auf und unter Deck.
Das vorliegende Buch versammelt auf unterhaltsame Weise Auszüge aus dem Alltagsleben der Seeleute vom Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert hinein. Ausgesprochen anschaulich schildert der Historiker Jürgen Rath die Herkunft der Seeleute, die Arbeitsvermittlung und Unterkunft im Hafen, Entlohnungspraxis, Verpflegung und medizinische Versorgung, die sozialen Strukturen an Bord, die Gestaltung der Freizeit und vieles mehr. Der Verschiedenartigkeit der verwendeten Quellen ist es zu verdanken, dass daraus ein so vielschichtiges und lebendiges Sittengemälde entsteht, wie man es sich als Leser nur wünschen kann – amüsant, anregend und lehrreich zugleich.

Schiffszwieback, Pökelfleisch und Koje. Seemannsleben an Bord, 254 Seiten, Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 2004,
ISBN 3-7822-0892-7                                                             www.amazon.de

 

Wer heute eine Fahrt durch den Hamburger Hafen unternimmt, wird zwar viele Schiffe und zahlreiche technische Einrichtungen zum Be- und Entladen, aber nur wenige Menschen sehen. Noch vor fünfzig Jahren war das völlig anders. An den Kaianlagen und auf den Schiffen wimmelte es förmlich von Arbeitern, die, als Dauerbeschäftigte oder für eine oder mehrere Schichten angeheuerte Arbeitskräfte, in erster Linie Stückgut umschlugen. Die Containerisierung mit ihren gesteigerten Flächenbedarf und die elektronische Datenverarbeitung haben nicht nur die Menschen aus dem Hafen verschwinden lassen, sondern auch die Zeugnisse der alten Hafenarbeit.
Es ist ein glücklicher Umstand, dass die Hamburger Studien zur Geschichte der Arbeit mit einer Untersuchung eröffnet werden, die ihrer Intension in vieler Hinsicht gerecht wird: Sie beschreibt nicht nur einen fast verschwundenen Bereich hamburgischer Arbeitswelt, sondern fördert darüber hinaus auch wichtige neuere Ergebnisse zutage, die unser Bild von „ungelernter“ oder „unqualifizierter“ Arbeit doch erheblich zurechtrücken.

Arbeit im Hamburger Hafen. Eine historische Untersuchung, 377 Seiten, Ergebnisse-Verlag, Hamburg 1988, ISBN 3-925622-41-1

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